Chronik
Geografische Lage
Die Ortsteile Wittmannsdorf und Bückchen sind einer der 17 Ortsteile der Gemeinde Märkische Heide. Sie liegen ca. 22km nordöstlich von der Kreisstadt Lübben im Landkreis Dahme-Spreewald. Die beiden Ortsteile sind 2km voneinander entfernt und in Moränenhügel einer Endmoräne, deren Höhenunterschied 10m beträgt, eingebettet. Die territoriale Ausdehnung beträgt 13,14km².
Geschichtliche Entwicklung
Wie alt beide Dörfer sind, kann nicht genau beantwortet werden. Erstmals erscheint Wittmannsdorf als "Wittomisdorf" im Kirchenmatrikel des Bistums Meißen 1346. Der Name hat sich im Laufe der Jahrhunderte sehr oft geändert, nachzulesen im Buch von Herrn Pfr. Sehmsdorf " Geschichte der Dörfer des Pfarrsprengels Wittmannsdorf zwischen 1200 und 1900 " . Der Ortsname schließt auf eine deutsche Gründung.
Pretschen und Wittmannsdorf waren lange Zeit in einer Hand. Bereits vor 1505 besaß die Familie von Langen beide Güter. Diese wurden im Laufe der Jahrhunderte oft verkauft oder vererbt. Ab 1808 nahmen die beiden Güter Wittmannsdorf und Pretschen einen getrennten Entwicklungsweg. Wittmannsdorf hatte neben dem Rittergut auch Kossätenstellen (Bauern) und Handwerker.
Im April 1945 ist Wittmannsdorf schwer bombardiert worden. Kirche, Pfarrhaus, Schule, Wohnhäuser und Nebengebäude waren erheblich beschädigt bzw. total zerstört. Nach 1945 ging das Rittergut mit den Ländereien und Gebäuden in die Bodenreform und wurde aufgeteilt.
Bückchen ( Bückichen) wird 1517 als Dorf zu der Herrschaft Leuthen aufgezählt. Daneben gehörten dazu Schloss und Dorf Leuthen, Bückchen, Guhlen, Ressen, Klein-Leuthen, Dollgen und Klein Leine. In den 1930-er Jahren wurden die Gemeinden Wittmannsdorf und Bückchen zusammengelegt.
Die Kirche
Die jetzige Kirche in Wittmannsdorf ist wahrscheinlich nicht die erste im Dorf. Die Mauern stammen aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts, der Turm ist jedoch wesentlich älter. Nach Angaben des Cottbusser Baumeisters, welcher 1888/1889 den Kirchenumbau leitete, wurde der Turm schon um 1000 erbaut. Der Turm selbst wurde als Wehrturm mit Schießscharten gebaut. Durch Kriege und Feuer hat die Kirche viel gelitten. Während des 30-jährigen Krieges im Jahr 1664 wütete in Wittmannsdorf ein großer Brand, bei dem das Pfarrhaus restlos niederbrannte und damit auch die alten Kirchenbücher. Seit 1664 sind die Kirchenbücher vorhanden, in denen Taufen, Trauungen und Beerdigungen beurkundet sind. Um 1864 hat ein Brand neben Pfarrhaus und Schule auch die Kirche beschädigt, weswegen von der barocken Einrichtung nichts mehr erhalten ist.
1888/1889 erhielt die Kirche einen Anbau an der östlichen Seite (Apsis = Altarraum), die Fenster wurden vergrößert und die Kirche wurde abgeputzt. Der mittelalterliche Charakter der Kirche sollte nicht mehr sichtbar sein, daher wählte man neogotische Formen. Am 28.11.1889 wurde die Kirche in ihrer jetzigen Form eingeweiht. Die im 2. Weltkrieg schwer beschädigte Kirche wurde unter Leitung von Pfr. Koch in den Folgejahren instandgesetzt, renoviert und bekam die heutige Farbgebung. 1962 erfolgt die Wiedereinweihung. Im Jahre 1995 erhielt die Kirche einen "steinsichtigen" Putz , damit die alten Feldsteine wieder sichtbar wurden.
Die Kirche hat seit 1913 eine Dinse-Orgel. Davor gab es bereits eine andere. Am 11.5.1889 nahm der Lübbener Kantor die von Orgelbauer Lehmann aus Straupitz erbaute Orgel ab. Beim Umbau 1888/1889 wurde der alte Taufstein entfernt und auf dem Friedhof aufgestellt. Ein neuer Taufstein, gestiftet von Ökonomierat Schwietzke, fand seinen Platz in der Kirche. Dieser wird heute meistens benutzt. 2017 holte man den alten Taufstein vom Friedhof zurück in die Kirche, sodass wir heute 2 Taufsteine benutzen können. Im Kirchturm hängen 3 Glocken: Glaube , Hoffnung, Liebe. In Zuge des 2. Weltkrieges wurden alle 3 Glocken eingeschmolzen. 1958 hat Wittmannsdorf 3 neue Stahlglocken erhalten.
1965 gründete Frau Herda einen gemischten Kirchenchor, den sie bis 1985 leitete. Danach übernahm Frau Thöne die Leitung des Chores und nach deren Ruhestand 2003 Frau Kohts bis 2020.
Etwa im 16. Jahrhundert wird um die Kirche der Friedhof angelegt worden sein, auf dem die Einwohner der Pfarrdörfer beerdigt wurden. Auch im Kirchenschiff waren ehemals Gruften, worin die Gutsherrschaften beigesetzt wurden. Diese Gruften wurden jedoch beim Kirchenumbau 1888/1889 zugeschüttet und überpflastert. 1842 legte man den neuen Friedhof an der Straße nach Wiese an. Im Laufe der folgenden Jahre bekamen die einzelnen Pfarrdörfer dann auch eigene Friedhöfe. Nach dem 2. Weltkrieg wurde auf dem Wittmannsdorfer Friedhof eine Kapelle gebaut, die 1998 saniert und erweitert wurde. In Bückchen errichtete die Gemeinde 1970 eine Trauerhalle.
Da der Wittmannsdorfer Friedhof 1842 verlegt wurde, konnte nach ca. 50 Jahren in Verbindung mit dem Kirchenumbau 1888/1889 die Umgestaltung des Dorfkernes erfolgen. Es ist eine neue Straßenführung durch unseren Ort entstanden. Die Straße führt jetzt über den südlichen Teil des ehemaligen Friedhofs neben der Kirche und es wurden an der neu entstandenen Dorfstraße Linden und Eichen gepflanzt. Bei der Erneuerung der Dorfstraße (jetzt Straße: Zur Kirche) im Jahre 2020 fand man neben der Kirche viele Gräber und Gruften. Die Überreste der Verstorbenen wurden geborgen und auf dem jetzigen Friedhof beigesetzt.
Gastwirtschaft
Bereits vor 1900 gab es in Wittmannsdorf eine Gaststätte (Besitzer: Nauert). Ende der 1980er Jahren wurde die Gaststätte durch den damaligen Besitzer saniert und erweitert.
Bückchen besaß schon vor 1870 eine Gaststätte. Hier wurde unter anderem ein Vereinszimmer als Verkaufsstelle genutzt. Ende der 1970er Jahre wurde in Bückchen ein neues Mehrzweckgebäude errichtet, bestehend aus einem Kulturraum, einer Konsumverkaufsstelle, Lagerräumen und Sanitärräumen.
Eisenbahn
Eine Berliner Firma beantragte und erhielt in den 1890er Jahren die Vorkonzession für die Erbauung einer eingleisigen normalspurigen Nebenbahn von Falkenberg über Herzberg, Schlieben, Uckro, Luckau nach Lübben mit insgesamt 73km. 1895 kam es zum Vertrag zwischen den Kreisen Luckau und Schweinitz und der Eisenbahnbaufirma und es wurde die „Niederlausitzer Eisenbahn-Gesellschaft“ gegründet. Es entstanden sechs Bahnhöfe und neun Haltestelle mit 80 Weichen. Eine außerordentliche Generalversammlung der Aktionäre beschloss 1898, dass die Bahn von Lübben nach Beeskow weitergeführt werden soll. Nach 1,5 Jahren Bauzeit konnte die 40km lange Strecke Ende 1901 in Betrieb genommen werden. Der Ausbruch des zweiten Weltkrieges führte zur Reduzierung des Verkehrs. Die Kampfhandlungen im Raum Frankfurt/Oder und Lübben verursachten schwere Verluste an den Bahnhofsanlagen in Falkenberg, Herzberg, Lübben-Süd und Beeskow-West die zur Betriebseinstellung im April 1945 zwangen. Großer Einsatzwille der Eisenbahner und der Bevölkerung zum Wiederaufbau der zerstörten Bahnanlagen ermöglichte die Aufnahme des Zugverkehrs zwischen Herzberg und Falkenberg im Juli 1945. Im September 1945 wurde die Niederlausitzer Eisenbahn entschädigungslos enteignet und der Provinzialverwaltung Mark Brandenburg unterstellt und wurde letztlich durch die Deutsche Reichsbahn 1949 übernommen. Im Mai 1995 fuhr der letzte Zug (Lübben-Beeskow) auf dieser Strecke.
Schule
1656 wurde die Wittmannsdorfer Schule zum ersten Mal erwähnt. Es kamen Kinder aus Wittmannsdorf, Wiese, Bückchen und Pretschen. Die Kinder konnten, wenn sie die Schule besuchten, nur im Winter daran teilnehmen, da sie im Sommer oftmals zum Vieh hüten benötigt wurden. Die Schule wurde 1865 nach einem Brand neu erbaut. Die Wittmannsdorfer Schule war von 1934-39 auch eine Fortbildungsschule für Lehrlinge der Landwirtschaft - immer in den Monaten Oktober bis März. In einem großen Klassenraum wurden die Klassen 1 bis 8 unterrichtet, was durchschnittlich 60 bis 70 Schüler waren. Um dabei so effektiv wie möglich unterrichten zu können, wurden die einzelnen Klassenstufen in Schichten unterrichtet. Es gab auch Wandertage, beispielsweise Radtouren, Wanderungen und Dampferfahrten von Kossenblatt nach Beeskow.
Der zweite Weltkrieg zerstörte das Dach der Schule und die Scheiben waren kaputt. Trotzdessen begann das Schuljahr im September 1945. Nachdem das Gutsgebäude von Flüchtlingen und sowjetischen Soldaten frei war, zog die Schule 1947/48 dorthin um. Es wurden die Klassen 1 bis 8 unterrichtet. 1970 war die neue Schule in Gröditsch fertig. Nun gingen alle Kinder in Gröditsch zur Schule und die Schulgeschichte von Wittmannsdorf ging zu Ende.
Medizinische Betreuung
Die Dörfer wurden bis zum zweiten Weltkrieg von Schwestern der Diakonie (Diakonissen) medizinisch und sozial betreut, danach waren es die Gemeindeschwestern. Die Gemeindeschwestern hatten im Keller des Gutshauses ihre Räumlichkeiten. Dort wurden auch die Mütterberatung und die Arztsprechstunden angeboten. Seit 1990 gibt es keine Betreuung durch Gemeideschwestern mehr. Ab 1994 erfolgten die ärztlichen Sprechstunden einmal im Monat im Mehrzweckgebäude in Wittmannsdorf, diese wurden aber inzwischen auch eingestellt.
Kindergarten
1943 wurde der Kindergarten in Wittmannsdorf in einem alten, kleinen und mit Stroh gedeckten Fachwerkhaus gegründet. Zum Kindergarten zählten ein Aufenthalts-, ein Schlafraum und eine kleine Küche. Es war ein Erntekindergarten von Mai bis Oktober. Es wurden ca. 20 Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren betreut. Bis 1944 bestand dieser Kindergarten.
1953 wurde ein neuer Kindergarten im Gutshaus eröffnet. Der Spielplatz war im Park unter der Rotbuche. Es waren dort Kinder von dreiviertel bis sechs Jahren. Die Kinderkrippe bestand aber nur bis 1961. 1959 wurde sich mit der Neugestaltung des Spielplatzes befasst. Es wurden Karussell, Wippe und Luftbalken gebaut und ein Sandkasten wurde instandgesetzt. 1973 verlegte man der Kindergarten nach Wiese.
1986 wurde ein neuer Kindergarten im Mehrzweckgebäude in Wittmannsdorf mit einem etwa 600m² großen Spielplatz gleich am Gebäude eingerichtet. Die Kinder aus Bückchen kamen ab 1986 auch nach Wittmannsdorf, vorher waren sie in dem Kindergarten in Gröditsch untergebracht. Im Dezember 2000 mußte der Kindergarten mangels Kinder in den Amtsgemeinden "MH" schließen. Es fanden sich aber 2 Tagesmütter, die die Kinderbetreuung ab 01.01.2001 in den Räumlichkeiten des ehemaligen Kindergartens im MZG weiterführten, bis am 09.09.2009 aus brandschutztechnischen Anforderungen die Räumlichkeiten gesperrt wurden.
Das Pflegeheim
1973 wurde das ehemalige Gutshaus zum Kreispflegeheim umgebaut und am 01.04.1974 eröffnet. Dort wurden pflegebedürftige Bürger allen Alters gepflegt und betreut. 1993 ging das Pflegeheim Wittmannsdorf in die Trägerschaft des Landesausschusses für Inneren Mission (LAFIM) feierlich über. 1999 zogen die Patienten und das Personal in die neu errichtete Pflegeeinrichtung nach Lübben. 2001 wurde das Gutshaus verkauft und eine private Pflegeeinrichtung nach einem Umbau eröffnet.
Sportverein
Der Sportverein Wittmannsdorf wurde als „Sportgemeinschaft Wittmannsdorf“ 1965 gegründet. Üver viele Jahre hinweg wurde der Spielbetrieb im nachwuchsbereich durchgeführt. 1975 wurde die M;ännermannschaft in den Spielbetrieb eingegliedert. Mit der Wendezeit bestimmten sportliche und finanzielle Schwierigkeiten das Vereinsleben. In den Anfang 1990er Jahren gab es wieder einen Aufschwung.
Freiwillige Feuerwehr
1925 wurde die Freiwillige Feuerwehr in Wittmannsdorf mit 20 Männern gegründet. In Bückchen wurde die dortige Freiwillige Feuerwehr 1927 gegründet. Die Anfänge waren nicht leicht. Die Wehrleiter waren stets bemüht, den neusten Stand der Ausbildung zu erwirken und einsatzbereit zu sein. Es wurden nicht nur die kameradschaftlichen Verbindungen zu den benachbarten Wehren hergestellt, sondern auch das kulturelle Leben im Dorf entwickelt. Von der Gründung an bestand die Hauptaufgaben der Wehren darin, die Treue zur Wehr zu halten, die Pflichterfüllung zu stellen, Brände zu bekämpfen und zu verhüten. Regelmäßig wurden Übungen, Versammlungen und Schulungen durchgeführt. Auch die Nachwuchsausbildung war und ist auch heute von großer Bedeutung.